08.November 2018

TheaterAufführung / Szenische Lesung zum 80. Gedenktag der Reichspogromnacht im Rieckhof


Das Publikum ließ sich auf einen bewegenden Abend ein, der uns unsere Geschichte vor Augen hielt, um uns unserer Gegenwart und Zukunft bewusst zu werden.



DIE GEDENKNACHT

Die Schülerinnen und Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums luden am Donnerstag, den 08.11.18 - einen Abend vor der Reichspogromnacht - zu einer „Szenischen Lesung mit musikalischer Begleitung“ ein.

Sie beteiligten sich damit an den Hamburger Gedenktagen 2018, um sich durch künstlerische Zugänge mit dem Stadtteil hinsichtlich der Bedeutung des Gedenkens in unserer heutigen Zeit auseinanderzusetzen.

 

Eingebettet in einem eindrucksvollen Bühnenbild, das den gesamten Zuschauerraum inkludierte, wurden erneut, wie auch schon beim Holocaustgedenktag, biografische Texte, die von den SchülerInnen selbst verfasst wurden, mit Zeugenberichten, Deportierungslisten, offiziellen Dokumenten der Geheimpolizei sowie jiddischen, bosnischen und kurdischen Liedern kombiniert.

 

Der Beifall und die rührenden Gespräche im Anschluss an die Veranstaltung verdeutlichen, dass sie die Menschen damit erreichen und im gleiche Zug gegenwärtige Verhältnisse in Deutschland anprangern konnten.

 

Das Projekt wird mit der Szenischen Lesung im Januar nochmals zum Holocaustgedenktag zusammenkommen und sich durch verschiedene Aktionen mit dem Thema Gedenken auseinandersetzen.




Eine GEschichte. Viele Leben. EIN Projekt, das eint !

Das Projekt und die Veranstaltungsreihe sind absolut bemerkenswert, da ausnahmslos alle SchülerInnen einen Migrationshintergrund aufweisen.

Alle eint zwar die deutsche Staatsbürgerschaft und das Leben auf Wilhelmsburg, jedoch liegen die Wurzeln  der SchülerInnen in Ghana, Russland, Türkei, Kurdistan, Kroatien, Afghanistan, Kosovo, Sudan, Iran, Tunesien, Marokko, Irak, Tschechischen und Mazedonien.

Von den 20 Schülerinnen und Schüler des Helmut-Schmidt-Gymnasiums - im Alter zwischen 15-17 Jahren - hat niemand eigene biografische Bezugspunkte zu unserer dunklen deutschen Geschichte, dennoch haben sie es sich mit diesem Projekt zur Aufgabe gemacht, für das Menschsein einzustehen und gegen jegliche Formen von Ausgrenzungsmechanismen vorzugehen.

Der Holocaust steht hierbei nicht nur sinnbildlich für die systematische und industrialisierte Grausamkeit der Moderne, sondern bildet auch faktisch nach der Überwindung des dunklen Mittelalters und der Sklaverei, hin in eine aufgeklärte Welt, einen Einschnitt in der Menschheitsgeschichte. Eine Zäsur, die niemals überwunden werden kann und die die Formen des Gedenkens in unserer heutigen Zeit vor neue Herausforderung stellt. Für unsere SchülerInnen ist die Antwort darauf aber simpel: persönliche Zugänge. 


Trailer zur Szenischen Lesung vom        08. November 2018